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ZEITSCHRIFT
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DEUTSCHES ALTERTUM
UND
DEUTSCHE LITTERATÜR
HERAUSGEGEBEN
EDWARD SCHROEDER UNO GUSTAV ROETHE
ACHTÜNDVIERZIGSTER BAND DER NEUEN FOLGE SECHSUNDDßElSSIGSTER BAND
BERLIN WEIDMANNSGHE BUCHHANDLUNG 1906.-
INHALT.
Seite-
Zum Hildebrandsliedc, von Riegei 1
Zum Kampf in Finnsbuig, von dems 9
Zehn gediclite auf den pfennig, von ßolte 13
Zur Skiöldungendichtung, von Heusler 64
Klagenfurter gebete, von Scliönbacli 87
Schrelel und Wasserbär, von vKraus 99
Zur krilik der Rillertreue, von dems 103
Günser bruchstück des mnl. Renout von iMontalbaen, von Roelhe . . 129
Zum Anonymus Spervogel, von dems 146
Aus der geschichle des 'liiatus' im verse, von Franck 147
Blatlfüllsel (zu Ulfila), von Schröder 161
Studien über Prodi, von Necke) 163
Zum Heliand, von Kock 187
Zwei neue Handschriften von Caedmons hymnus, von Wüst .... 205 Studien zu den älteren deutschen grammatikern, von Jellinek
1. Die lehre von accent und quanlilät 227
2. Die bezeichnungen der f- und ä- laute und die angeblichen geminaten nach diphthongen 313
Ekkehard iv über den dichter des Waltharius, von Jellinek .... 310
Kleinigkeiten zum König Rother, von Schröder 363
Aus einem Marienpsalter, von Schönbach 365
Mittelhochdeutsche kleinigkeiten, von Jellinek 370
Die Arkelsche Schwanrittersage, von Blöte 371
Sapo, cinnabar und verwantes, von HFischer 400
Handschriftliches zu Wolframs Willehalm, von Gärtner 409
Ein bruchstück aus dem Rennewart Ulrichs vTürheim, von Schönbach 415
Maerlant und Reinaert, von Franck 419
Die sogenannten 'Ratschläge für liebende', von OFiscIiLi 421
Schwiebuser bruchstücke eines mhd. Cato und Facetus, von Borchling 425
Das angelsächsische gedieht von der 'Klage der frau', von Schücking 436
Zu Neidhart von Reuenlal, von Rieger 450
Zur geschichle des Nibelungenliedes, von Droege 471 ^
Zum tcxt der Guten frau, von Schröder 504
Daniels traumdeutungen, von Graffunder 507
Zu Walther 39, 23, von vKraus 532
Der auftact bei Konrad von Würzburg, von Laudan 533
Zur textkrilik des Panlaleon, von Schröder 548
ZUM HILDZLEAXDS
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Icli schicke voraus, dass ich mich Dicht berufen ümätt ilter die frageu milzuredeo die das wunderliche sprachgewaud des Stückes anregt. es genügt für meinen zweck annehmen zu dUrlei), dass es, in einer niederdeutschen muudart gesungen und gesagt, jenes gewand durch anders redende bei der ersten nieder- sclinlt und vielleicht deren abschrift erhalten habe, dass wir nur eine absclirifl besitzen, wird mir schon dadurch wahrscheinlich, dass der Schreiber einen abgemessenen räum benutzte, wie er ihn so genau nur nach einer vorläge berechnen konnte, dann kOiinio die, vorläge aus dem gedächluis ihres Schreibers, oder eines aiidtMu der ihm dictierte, aufgenommen sein; in beiden fällen hätten wir stiwül mit fehlem des gedächtnisses als der band zu rechnen, dass das erslere mangelhaft war, zeigt sich schon daran, ilass uns nur ein bruchstück des liedes vorligt.
Zu Traulmanns versuch, das 111. für die anglislik zu an- iirxiereu, hab ich nur zu sagen, dass einer von jeher wissen kuunte, es sei nichts leichler als es ins allenglische zu übersetzen, ohne dass man zu schliefsen für möglich hielt, es sei daraus übersetzt.
Z. 1. Um die erste von jeher angenommene lücke nicht zu- zugeben, lässt Franck den dichter mit einem 9 silbigen aiiltacl begiuueu und entnimmt das recht dazu dem Heliand, der einige noch länger gewachsene ungeheuer dieser arl darbiete», ich gebe Z. F. D. A. XLYlll. N.F. XXWl. 1
2 RIEGER
zu bedeokeu, ob das was sich geistliche wortreiche dichter in diesem puoct erlauben, darum auch dem echten epos, von dem wir im Hl. eine probe haben, muss gerecht gewesen sein, lassen sich doch aus dem Beowulf wenigstens keine beispiele bringen.
Franck bemerkt noch zu z. 1 : 'jedesfalls bleib ich bei urhettun als verbum'. für die entgegengesetzte, in die dritte aus- gäbe der Denkmäler aufgenommene auffassung mach ich geltend, dass eine gegenseitige (überhaupt schwer zu denkende) aus- forderung zu erwähnen die Situation gar keinen anlass gibt, wenn zwei beiden aus zwei feindlichen beeren einzeln hervor- reiten, so sind sie selbstverständlich orettan oder urhettun, und das erzählenswerte ist nur, dass sie sich begegneten.
4. Ich versteh nicht, wie man je und wie ich selbst die bildung sunufalarungo für 'söhn und vater' nehmen konnte, als war es dasselbe wie gisunfader und hätte das patronymische suffix nur zum zierat anhängen; als hätte nicht Schmeller schon 1840 die erklärung gegeben hominnm, quorum alii in patris, alii in filii comitatu, seqtiela, clientela, exercitu sunt, das wort ist weder in -OS zu ändern, noch mit Sleinmeyer für eine ungewöhnliche form des nom. plur. zu nehmen; als genetiv conslruiert es sich zu heriun tuem, und die stilgerechte brechung des verses stellt sich her.
10. Drei verse hinter einander mit derselben allilteralion an- zunehmen , hat gewis sein bedenken, ich bemerke im Beowulf nur einen fall dieser art : 897 ff; schon die einmalige widerholung widerstrebte offenbar dem kunstgefühl und läuft in 3183 versen des Beowulf nur 27 mal unter, wie weit der dichter unseres bruchstücks in diesem puncle kunstgerecht war, können wir bei dessen geringem umfange nicht wissen; Franck aber, um dem bedenken gerecht zu werden und den ausfall eines halbverses wenigstens hier nicht zuzugeben (in der folgenden zeile kann er nicht umhin), conslruiert mittelst eines aufiactes von 7 silben und einer kühnen Versetzung folgende zwei unliebliche verse: ferahes frotoro: her fragen gistuont hier sin
fater wart fireo in folche fohem wortum.
ob diese gewalttat, indem sie die modalität der frage der angäbe ihres Inhalts nachschleppen lässt, wenigstens etwas slilgemäfses lieferte, wäre wol des nachweises wert.
ZUM HILDEBRAINDSLIEDE 3
15. Bedenklicher scheint mir, in einem texte der um 800 schon alt gewesen sein mag das plötzliche reimpaar ohne allit- teration, wie es im Muspilli begegnet, aber der von Francis als auskunfl construierte vers
dat sagetun mi to sode tisere linti scheint mir mehr als bedenklich, wer, der nicht aus einem modernen drucke las, sondern nach dem gehör vortrug, hätte da nicht to sode zum ersten halbvers gezogen, statt es, nach einer unnatürlichen pause, im ton über liuti oder usere zu erheben? hier glaub ich so gut wie andere eine conjectur verantworten zu können : usere mag aus suder verhört sein; wenn man sich den text dictierl denkt, so mochte dem Schreiber das Ä für un im einen worte bekannter als im andern sein, die spirans d aber wie s ins ohr fallen, die suderliuti wären Hadebrands lands- leute, wie Hildebrand seine kriegsgefährten osterleute nennt; denn der dichter ist geographisch orientiert : nach osten ist Hildebrand zu den Hünen geflohen, nach westen übers meer haben die Schiffer die nachricht seines todes gebracht, di. über das adria- tische nach Italien, wo Otacher herscht.
20. Bei dem auf prut bezogenen hittila fragt Schmeller; bellam an miseram? Mollenhoff citiert Gudr. qv. 1, 19, wo Sigurdhs wilwe sagt, sie, die früher den recken höher gedeucht als jede valkyrie, sei nun so litil wie ein laub in den huschen, wo also die bedeutung 'klein', von der vergleichung gefordert, nicht evidenter sein könnte; Steinmeyer brachte die glosse luzilaz folch vulgus hinzu, die unserm 'kleine leute' entspricht, aber schwerlich beweist, dass luttil in der poesie ohne weiteres von einer in geringe umstände geratenen vornehmen person gebraucht werden konnte; Kögel (in Pauls Grundriss) vergleicht til. liudnas 'traurig', um die bedeutung 'elend, niedergeschlagen' zu stützen, mit alle dem kommt man nicht darüber hinaus, dass die mutier ein epithet erhält, das dem im selben atem genannten kinde zukommt.
Eh ich mich mit der kleinen braut befreunde, versuch ich, hierin mit Trautmann übereinstimmend, lloltzmanns alte emen- dation (Germ. 9, 293) pruti in hure, die kaum eine änderung ist, zu ehren zu bringen, wonach luttüa, als schwache form wie laosa, schon zu harn gehört, dieses, das der redner selbst ist, wird dadurch gebührend zum hauptgegenstand der erwähnung, während
1*
4 RIEGER
die ihm vorausgeschickte junge frau fast etwas sentimentales hat. auch stimmt dass der bur ihr beigelegt wird zu der erblosigkeit des kindes : war diesem sein vatererbe von Otacher entzogen, so fand die multer mit ihm etwa Zuflucht und wohnsitz bei ihren angehörigen.
23. Über det ergeht sich Franck zwar in ^kühnen Vermu- tungen', lehrt aber nicht bestimmt, wie man sich damit abfinden solle, wenn man es nicht in der hergebrachten weise durch Streichung tut. mich wundert, dass es noch niemand auf eine wilrklich nahliegende weise getan hat, nämlich durch ergänzung von gifragn ik, das der erste aufzeichner sich als eine privat- äufserung des dictierenden könnte gespart haben. Hadebrand hat die nachricht, die er von seinem vater gegeben, noch mit der künde, dass dieser nicht mehr lebe, zu ergänzen, und gibt dem die form, dass ihn Dietrich, mit dem er einst fortgezogen, später verloren habe, ein friesisch lautendes thet könnte man dem manne, aus dessen gedächtnis die erste aufzeichnung geschah und dessen heimat wir nicht kennen, schon zutrauen, eh man sich des Wortes zu lasten des letzten Schreibers entledigt.
24 ff. In diesen versen haben wir nach Franck 'allerdings keine wolgeordnete, logisch tadellose rede'; wenn aber nur sein versuch, sie durch Umschreibung und eingefügte Zwischenglieder versländlich erscheinen zu lassen, die sache gut machte! MüUen- hoff ward nicht damit fertig, er fand 'die Ordnung der Sätze und gedanken gestört' und neigte zu der Umstellung 22. 25. 26. 23. 24. 27, unter Voraussetzung der änderungen, die er mit dem texte vornahm, wenn ich versuche, dem überlieferten selbst einen sinn abzugewinnen, wirft sich mir vor allem die frage auf, ob würklich von Hildebrand, wie man meistens verslanden und dabei an seine trennung von weih und kind gedacht hat, gesagt werde, er sei ein so freundloser mann gewesen, ich finde darin eine wenig wahrscheinliche, überflüssig gefühlvolle bemerkung und kann mich nicht so leicht wie andere darüber hinwegsetzen, dass H. ja seinen herrn hatte und viel seiner degen mit ihm aufser landes gegangen waren, und nachdem soeben gesagt ist, dass Dietrich seinen Hildebrand nachmals vermissen muste, find ichs im gründe leichter, die bemerkung 'das war ein so freundloser mann' auf den seines freundes beraubten zu beziehen, als auf den zuletzt erwähnten freund, dessen jener beraubt ward, dabei
ZUM HiLDEBRANDSLIEÜE 5
erioner ich mich, dass Dietrich in der Nibelunge not alle seine freunde bis auf Hildebrand verliert, das dann, mit andrer moti- vierung, ein alter zug seiner sage könnte gewesen sein, erscheint doch Dietrich iu Deors klaglied als ein typischer mann des Un- glücks, von dem man vvuste, dass er eine uns unbekannte M(B- ringa bürg 30 jähre lang — so lange wie Hildebrand schon ur laute war — , offenbar nicht zu seinem vergnügen, bewohnte, ich erwäge überdies, dass Hildebrand von seinem söhne für einen Hünen gehalten wird, dieser also nicht anders weifs, als dass ihm lediglich Hünen gegenUberstehn und nicht leule Dietrichs, die mit ihm eilende geworden, wie denn auch der ruf der si doh nu argosto oslarlmto nur Hünen , keine eilenden aus Italien voraussetzt, von einer kalaslrophe, wodurch Dietrich nach allen seinen mannen auch Hildebranden verloren hätte, mag also Hade- brand gewust und vor 26 oder 25 etwas uns verlorenes gesagt haben, worin sein vater wider im nominativ vorkam, etwa : ihm war Hildebrand, denn auch 25 bezieht sich eher auf Dietrich als auf dessen mann, der an seines herrn zorn auf den Usur- pator nur den ihm geziemenden teil nahm, ein falscher vers, wie ihn sich die dichter des Muspilli und des Byrhtnoth erlauben, ja auch der des Heliand 3010 und 3691; den es wenig bedenk- lich ist in ummet irri was er Otachre zu bessern; nur dass er den schaden behält, seinen dativ auch zur Verbindung mit degano dechisto herzugeben, etwas ausgefallenes muss den richtigen dargeboten haben, den man durch die änderuug von wn// in m?Yt zu ersetzen suchte; nur scheinbar glücklich, wie Müllenhoff erinnerte, da der Schreiber ja mit darba gistontun fortfuhr, diese worte nun resolut zu tilgen, weil sie schon einmal vorkamen und noch dazu die worte her was umgestellt aus 27 in 26 zu versetzen, kommt mir gewagter und willkürlicher vor, als die annähme eines ausgefallenen halb- verses vor darba gistontun, der den erforderlichen genetiv einer bezeichnung Hildebrands, etwa derebies gisides, enthielt, aus- lassungen aus dem, was ihm vorgesprochen ward, sind bei einem auf den Stil des deutschen epos schwerlich eingeschossenen Schreiber doch wol eher wahrscheinlich, als zusätze und Ver- setzungen von Worten, wie sie einer langen und verwilderten Überlieferung gemäfs wären.
Sofort kommen nach 27 wider zwei vereinzelte halbverse, wie es scheint zwei erste, deren zweitem das subject fehlt, das
6 RIEGER
wider io einem epilhelon Hildebrands — etwa liuto wiso — muss bestanden haben, dieser zweite muss sich dann von Franck eine schwere änderung — quik libbe für Hb habbe — gefallen lassen, um mit 28 zu einem verse verbunden zu werden.
Dass sich hierauf die gegenrede ohne epische einführung des redenden anschliefsen konnte, niüsten die lückenscheuen, die es annehmen, doch auch mit analogen fällen beweisen. Mullen- hoff hielt es nicht für möglich.
Ich sehe hier freilich lauter Zertrümmerung, 'verfahre* aber damit überhaupt nicht, daher auch nicht 'nach belieben', übrigens will, wer ergänzungen versucht, damit eben nur etwas denkbares angeben und vergreift sich nicht am text.
30. Die erklärung von wettu aus Otfrids wetzen, die ich durch Müllenhoff endgültig abgetan glaubte, hält Franck für die 'verhältnismiifsig wahrscheinlichste', ich sehe noch immer keine auskunft, als dass wir die Verbindung huat du erkennen; dem manne, der det sprach, kann auch huet zugetraut werden, und das anlautende h konnte der Schreiber, der wer und welihhes setzte, auch hier überhören, zumal er das wort hier kaum wird verstanden haben, da aber huat oder hwdt, in dieser weise ge- braucht, stets einen satz einleitet und nie als interjection auftritt, fehlt zu dem subjecte du irmingot das prädicat, und es muss auf 30 ein vers gefolgt sein, der den salz vollendete, von dem aber auch der satz mit dat in 31 abhängen konnte.
31. Für die fehlende allitteration hatte Grein in seiner weise, ähnlich wie 46, wo Franck ihm beistimmt, hülfe gewust, indem er nahsippan vermutete. Franck zieht vor, mittelst eines 9 sil- bigen auftactes aus dieser zeile einen ersten halbvers zu machen, zu dem dann z. 32 der zweite sein soll, so dass keine lücke bleibt; und er scheut zu diesem zwecke nicht eine der ver- wegensten conjecluren : so gut wie dinc ni gileitos könnte der dichter auch sahha ni gileitos gesagt und so auf sippan allilteriert haben, ich vermisse da auch die leiseste Wahrscheinlichkeit, dass dinc ledian, eigentlich 'Versammlung hallen', ein ausdruck sein kann für 'sich unterreden', versteht man leicht, wie auch mahaljan aus mahal entsteht, zunächst im sinne des redens beim mahal, dann des redens überhaupt, aber sahha ledian würde heifsen 'einen process führen' und könnte höchstens auf einen streit übertragen werden, der aber hier nicht stattgefunden hat und
ZUM HILDEBRANDSLIEDE 7
den am wenigsten Hildebrand anerkennen durfte, und so etwas nur, um eine liicke nicht anzuerkennen ?
Und doch muss diese lücke so grofs gedacht werden, dass Hildebrand darin deutlich gesagt haben kann, wer er sei. ver- gebens sucht Franck es unwahrscheinlich zu machen, dass er das tat. man muss dem dichter nichts raffiniertes zutrauen, und am wenigsten, wo es gegen sein Interesse wäre, hier aber halten die hörer notwendig gefragt : warum gibt er sich nicht offen zu erkennen? und wären mit recht unzufrieden geworden.
Eine solche lUcke kann natürlich nicht des Schreibers schuld sein, hier versagte das gedächtnis dessen der ihm dictierte, wie auch später und zuletzt ganz.
38. Bei den drei hier und 39 aufeinander reimenden halb- versen stöfst Franck 'zum ersten mal' auf die lücke eines halb- verses, vielleicht auf eine noch gröfsere, 'wenn man an der auf- einanderfolge gleicher reime anstofs nehmen muss'. dazu hat man meines erachlens keine Ursache neben dem, was z. 8 — 10 darbieten.
48. 57. Auch nach diesen Zeilen gesteht Franck lücken zu, 'weil Hildebrands reden nicht ohne gegenrede geblieben sein können'; er meint aber, dass diese absichtlich ausgelassen seien, weil nur die rolle des alten für einen dramatischen Vortrag oder aufführung sollte ausgeschrieben werden, warum dennoch bei dem beschränkten räume vorher eine lange rede Hildebrands, warum die ganze epische umrahmung der reden mitgeteilt ist, bleibt bei dieser Vorstellung dunkel, ich mache aber darauf auf- merksam, dass auch die 46 anhebende rede des alten weiter als bis 48 gegangen sein muss; denn er muss die consequenz ge- zogen haben : du hast nicht not, mir meine rüstung abzugewinnen. MüUeohoff wollte den schaden durch eine Umstellung curieren : die Zeilen 55 — 57, die auf 48 hätten folgen müssen, seien da vergessen und am unrechten orte nach 54 nachgeliefert worden, aber die Operation ist gewaltsam, und der versuch, die kampflust des jungen auf einen andern gegner abzulenken, schliefst sich doch auch nach 54 tadellos an. denn dass dies der sinn der Worte ist und nicht Hildebrand mit dem 'so hehren mann' sich selber meint, halt ich mit Müllenhoff fest, wie sollte der held vor dem kämpfe, in dem er seinen söhn wUrklich besiegte, sich für leicht besiegbar durch ihn erklärt haben? das charakteristische
8 RIEGER
dieser figur ist, wie bei Röstern und andern, die ungebrochene heldenkraft bei hohem alter.
Eine liicke nach 57 kann ich aber, hier mit Franck die rolle tauschend, nicht zugeben, warum sollte H. nicht unmittelbar zu dem aufruf an seine gefährlen übergehn, der nur der form nach an seinen söhn gerichtet ist? an einem solchen aufruf kann ich nicht zweifeln : denn war es, dass H. mit 58 sich selbst zum kämpf anstachelte, so hätte der dichter vom publicum die frage zu erwarten, warum sein held nicht jene auskunft versucht habe, dagegen seh ich eine bedeutende lücke hinter 60. mit niuse de motti = neöse de möte kann der aufruf füglich schliefsen, 61 aber hör ich den hunischen gegner reden, der sich infolge des aufrufs für Hadebrand gestellt hat, und dessen kämpf mit ihm in den letzten versen beschrieben wird, ohne sein für den gegner un- glückliches ende zu erreichen, zu dem kämpfe zwischen vater und söhn konnte und durfte es erst nach der niederlage einer reihe substituierter kämpfer kommen, wie ich das vor 40 jähren schon ausgeführt habe, dass aber 61 f nicht mehr zu dem auf- rufe gehören, geht aus den Worten desero brunnono hedero, die voraussetzen, dass sich schon ein paar von gegnern gegenü!)ersteht, so klar wie möglich hervor, es könnte nur die frage sein, ob einer von ihnen rede, oder der zuschauende Hildebrand zu beiden.
48. Dieser wegen seiner allitteration rätselhafte vers kommt mir, wenn irgend etwas in diesem texte, wie eine Interpolation vor. der ausdruck hi desemo riche, dh. doch 'unter dieser regie- rung', ist unpoetisch und der ganze gedauke schief : denn dass Hadebrand noch nicht landes vertrieben ist, sieht man einfach aus seiner gegenwart beim beere,
65. Ich versteh nicht, wie man die emendation chlubun ver- schmähen kann, wenn man sich au clufon cellodbord Byrhin. 283 und bordweall clufon ÄJ)elst. 5 erinnert, steimbord versteh ich aus an. steina 'pingere'; es muss aus stenodbord verhört sein. an. be- deutet astcBned freilich 'mit steinen geschmückt', aber stwnan El. 148 wol eher 'bemalen', die stelle spricht von einem könig, der aus dem kriege zurückkehrt : com ßa wigena hleo pegna ßreate
prydbord stwnan burga neosan; das geschäft, das mit der
heimkehr proleptisch verbunden erscheint, besteht da wol eher im frischen weifsen der schilde, als im ersetzen herausgehauener überflüssiger steine.
ZUM HILDEBRANDSLIEDE 9
Das lied kann, wie ich mir die handlung denke, nahezu den
doppelten umfang des bruchstücks gehabt haben, von der be-
schaffenheit des texles aber glaub ich seiner zeit im anschluss an
Lachmanns und Müllenhoffs urteil nicht zu viel gesagt zu haben.
Aisbach, im november 1904. M. RIEGER.
ZUM KAMPF IN FINNSBURG.
Durch Boers abhaudlung Zs. 47, 125 zu diesem schlecht überlieferten rest von heldendichiung noch einmal zurückgeführt, versuch auch ich, etwas zu dessen Verständnis beizutragen.
Z. 5. Wer die von Bugge (PBBeitr. 12, 23) nach Greins und meinem Vorgang angenommene lücke von zwei halbversen nach ac her ford berad nicht zugibt, muss in diesen worten den fehler suchen, ohne ihm doch auf eine wahrscheinliche spur zu kommen, denkt man, was vielleicht am nächsten ligt, das fehlende subject und object zu jenem verbum ausgefallen, so könnte der fehlende erste halbvers zu 6 die negation des fugelas singad ent- halten haben, so dass Hnäf nach abgewiesenen deutungen eines vom Wächter wahrgenommenen lichtscheins mit einem gewissen wilden humor auch eine vielleicht mögliche deutung eines soeben wahrnehmenden geräusches abwiese, bevor er dessen würkliche Ursache ausspricht, das klirren oder rasseln der brUnnen beim marsch konnte als ihr gesang gedacht werden : hringiren scir song in searwnm Beow. 322, und so war auch der gedanke möglich : das sind nicht vögel, die ich singen höre, sondern brünnen, deren gesang dann sofort auf den eigentlichen aus- druck gylled grcBghama reduciert wird, die verse könnten ge- lautet haben:
ac her ford berad [fyrdsearu rincas.
Halles her on flyhte] fugelas singad. damit wäre die kenning 'vögel des flitzbogens' für im köcher rappelnde pfeile, womit Bugge die altenglische dichtersprache begabt hat, entbehrlich, und nicht minder die aasvögel, die den sich erst vorbereitenden frafs begrüfsen, auf die der dichter auch darum nicht verfallen konnte, weil er ohne zweifei wüste, dass weder aar noch rabe bei nacht fliegen; hat er sich doch in der tat dieses motiv bis 36, wo es schon lag sein kann, aufgespart.
10 RIEGER
8. Mit weadceda als subject ist kein gesunder sion zu ge- winnen, dass wehtaten einen volkskampf bewürken, wenn sie eben in diesem bestehn, ist unsiun. wenn man aber mittelst zweier änderungen, disses für disne und wille für willad, den folces nid (als 'hass' verslanden) zum subject macht, bringt man in den ausdruck eine dem stil fremde abstraction. z. 9 wird ohne änderung versländlich, sobald man sich entschliefst, wea- dceda für instrumentalen genetiv zu nehmen und das subject zu arisad in de zu suchen, jener genetiv ist nicht anders als nida oder wiges in Verbindung mit ncegati Beow. 1439. 2206. Andr. 1185, oder nida ofercumen Beow. 845, oder nida geblonden Jud. 34. einfaches pe für 'is qui' ist nicht unerhört : im Runen- lied list man wan ne bruced pe can weana lyt, im Heliand 659 sie frumida the mahta, 3962 gilobda thie wolda. was der redner sagen will, ist : sie begehn ein verbrechen, die da zum kämpf anrücken, nun beginnt ein verbrecherischer kämpf, denn die Friesen wollen sich ja an ihren gastfreunden vergreifen, das wort weadced findet sich nur noch El. 495, wo es von der Stei- nigung des Stephanus gebraucht wird, es scheint so viel wie nidings verk zu bedeuten ; wea ist ein aus weah, as. wah entwickeltes subst. weaha, neben weah und wah steht ein icöh in gleicher be- deutuug 'curvus, perversus', sowol von dem was man tut, wie von dem was man leidet.
12. Für das überlieferte sinnlose landa möcht ich, ohne änderung von habbad, randas empfehlen, wie Byrhtnolh zu beginn der Schlacht gebietet pdt hie hyra randan rihte heolden. hat dem Schreiber wie hier eine schwache nebenform vorgelegen, so brauchte er nur den strich über a zu übersehen. Bugges linda wäre dasselbe, müste aber vielmehr linde heifsen und verliert damit an Übereinstimmung der buchslaben.
13. Das pindad der quelle, wofür man bisher unverständ- lich windad gelesen, hat vielleicht mehr sinn als Trautmanns conjeclur standad. es könnte wie das mhd. swellen die regungen der heldenbrust im angesicht des kampfes ausdrücken, die den Vorkämpfern an der spitze vor allem zu wünschen sind, daher die mahnung durch on orde mit recht auf sie specialisiert wird, als biefse es 'die ihr an der spitze seid'. *steht an der spitze' hätte dagegen nur sinn als namentliche Weisung an wenige aus- erwählte.
ZUM KAMPF IN FINNSBÜRG 11
20. Sehr uoglücklich find ich es, auf Greins erste auf- fassuDg zurückzukommeo, wonach gudere appellativum wäre, wie könnte wol ein aoführer seiner ganzen schar zurufen, sie möge nicht ihr junges leben beim angriff auf eine lür in gefahr bringen, wo ein bewährter krieger stehe, der es ihr nehmen würde? das trau einem alten epos zu, wer kann, die abmahnung ist nur einem einzelnen mann gegenüber denkbar (weshalb he und beere zu lesen), und einem solchen, der dem gegner offenbar nicht gewachsen war und mit ehren gehorchen konnte, dies ist durch swa freolic feorh zur genüge angedeutet; Gudhhere ist ein schöner junge, der forman side, zum ersten male dabei ist und sich keck zum angriff auf die lür vordrängt, er wird von dem anführer Garulf aus einem früher in der erzählung begründeten, also den hörern verständlichen interesse, sei es als sein eigner oder als söhn des königs Finu, zu sparen gesucht, im gegen- satze zu dieser abmahnung (daher ac) übernimmt Garulf selbst durch die frage, wen er vor sich habe, den kämpf, in dem er als erster der landsleute unterligt. mit git drückt der dichter eine art gerechter anerkennung aus : da noch wehrte Garulf, es war das letzte, das er vor seinem ende tat. diese auffassung der Sache, die mir der text ergibt, find ich im wesentlichen bei Traut- mann, nur dass er aus einem metrischen bedenken, das ich nicht teile, Garulfe list, dadurch das Verhältnis der personen umkehrt, den vergeblich gewarnten Jüngling zum subject der frage nach dem gegner und zum ersten opfer des kampfes macht, auf beiderlei weise haben wir ein tragisches, mindestens ein ethisches motiv in der wilden erzählung, von der man keinen so metho- dischen fortschritt verlangen sollte, um einen zug auszuschliefsen, von dem man nicht einmal wissen kann, wie fern er nur epi- sodisch war.
29. 'Dir ist jetzt hier bestimmt, was von beiden du selbst bei mir suchen willst' : so wäre das überlieferte zu verstehn, und es fragt sich nur, welche beide gemeint seien, zwischen denen der gegner die wähl haben soll, was anders wol, als wunden oder tod; dasselbe wäre flucht oder tod, jene wäre nur folge der Verwundung, man denke an Irings flucht nach seinem ersten kämpfe, so seh ich keinen grund zu einer änderung, die dem ausdruck mit dem dunkel seine sarkastische kraft nehmen würde.
12 RIEGER ZUM KAMPF IN FINNSBURG
35. Ich möchte nicht mit Sicherheit den namen Gudhiaf neben 18 unerträglich finden, war Garulf nicht der jüngliug, sondern der ältere warner, so ligt seine abkunft im hiuter- grund der geschichte und ist ein vater Gudhiaf doch wol ohne Verwechslung mit dem gleichnamigen Dänen denkbar, wenn aber nicht, so ligt es weit näher, Gudulfes als Gudheres für Gudlafes zu vermuten.
36. Bei Traulmanns sinnvoller Vermutung hreowblacrahwearf hräfen wundrode stört mich nur, dass hwearf, in welchem wie in hweorfan der begriff 'bewegung' liegen muss, von einem häufen von leichen gebraucht sein soll, ich gesteh aber, dass ich selbst ratlos bin.
43. Von einer deutlichkeit, dass der verwundete held einer der Dänen sei, seh ich nichts, vielmehr konnte nur ein Friese onweg gehn und von seinem könig über die erlitteneu Verluste befragt werden; Hnäf war in der halle augenzeuge, die Dänen hatten gegen die angreifende Übermacht den vorteil, enge Zu- gänge zu verteidigen, und blieben in den dadurch bedingten einzel- kämpfen beständig sieger. nach fünftägiger dauer dieser für die Friesen verlustreichen kämpfe (während welcher sich freilich der rationalistische leser gedanken über die verproviantierung der eingeschlossenen machen kann) leitet z. 43 eine Wendung ein, die von dem bisher dem kämpfe ferngebliebenen Finn ausgegangen sein muss. worin sie bestand, scheint mir nicht schwer zu er- raten : durch angelegtes feuer wurden die 60 mann genötigt, der Übermacht im freien zu begegnen, und da erst ward Hnäf von Finn erschlagen, worauf die geschichte weiter gieng wie in der episode des Beowulf.
Um bei dieser gelegenheit einen einfall zu einer verzwei- felten stelle los zu werden, geb ich zu erwägen, ob man nicht im ersten verse von Deors Klage lesen sollte : Weland him he wifmyne wräces cunnade. das wort begegnet Gen. 1861. leichter wäre wifmen, woraus Grein für diese stelle im glossar unnötig vtmman macht, aber weniger schön.
Aisbach, im november 1904. M. RIEGER.
ZEHN GEDICHTE AUF DEN PFENNIG.
1. Daz der phenninch aller stercMst ist.
Vom Teichner ^. Ainer vragt mich der mär,
Waz daz aller sterchist war.
Do sprach ich : Herr pider man,
Wer dw vvibel^ leseo chan, 5 Da stet wol geschriben pey,
Daz ein herr vragt drey,
Waz daz sterchist mocht gesein.
Do sprach aiuer, ez war der wein,
Do sprach ainer, ez wären weib, 10 Do sprach ainer, dez chunigs leib
Der war stärch für allew dinch.
Do sprach ich, der pheninch
Der hab noch di grosten chraft.
Wann er hab dw herschafl, 15 Daz im all dw werlt nachzogen.
Wer dann vor dem andern progent.
Der ist für dw hindern gut.
Wer ein andern ziehen tot,
Der ist stercher denn der hinder, 20 Er mocht inn geziehen nynder,
Hiet er nicht dw chraft vber in.
Ye daz stercher zeuhet hin
' aus der Wiener hs. 2901 bl. 215a, 1 bis 215*, 2 nach der neuern foliierung (im 14 /A. geschrieben, bei Karajan Über Heinrich den Teichner 1855 *. 73 mit A bezeichnet), damit verglich ich das Berliner Mgq. 361 (J bei Karajan; im Ib jh. geschrieben), bl. Mb. den anfang teilt Karajan s. 29 anm. 44 mit. [ich habe mir erlaubt, mehrfach auf die bessern laa. von J durch Sperrdruck hinzuweisen. E. S.]
2 im apokryphen 3 buch Esdrae c. 3f behauptet ein jungling, stark sei der wein, der andre, stärker sei der könig, Zorubabel aber, stärker sei das weib, über alle aber siege die Wahrheit, vgl. Rhöhler Kl. sehr. II 55. — in einem andern spiniche (ff^iener hs. 2901 bl. 192a, 2) nennt der Teichner freiwillige armut (armut mit willichait) das stärkste.
V. 5 Der vindet geschriben wol da pey J 6 ainer fraget J
8 der] fehlt J 9 Ainer sprach J 10 ainer] der dritt J 12 So
spricii J 13 Der] fehlt J 14 hat J 15 alle weit nachzogt J 16 progt J 17 dw] den J 20 in sust geziechen nimrl J
14 BOLTE
Von natur den chranchen lael.
Da von ich der phenning val, 25 Daz er hat di grosten macht,
Seint im all dw werlt nach gacht.
Chilnig vnd chaiser vahent an
Nach dem phenning reiten vnd gan.
Hiet der chaiser nicht zu gehen, 30 So belib in auch nieman neben.
An sein diener schied er dan,
So war er als ein ander mau;
Wann er wurd der diener ploz.
Da von haist er ein herr groz, 35 Daz im volgt ein grozzew schär;
Das pringt auch der phening dar,
So er iemer zu geben hat.
So er paz gelautet stat,
Ritter vnd chnecht di vmb in stant, 40 So gicht (ein)ander man zuhaut:
'Im get nach ein grozzew schar*.
Dez ist nicht, daz wist für war;
Si gent wol nach dem gut.
Weil er waz in armüt, 45 Do wolt nieman nach im raisen,
Do er waz dez gütz ein waisen,
Daz er wider schait dar van,
So ist er auch der diener an, [2l5b] Daz si nymmer da wellent sein. 50 Dar an wint di worhait schein,
Daz dem mann nicht volgt der häuf.
Ez ist nor der nacblauff,
Als ich sprich, der phenninch chanch;
Seit er fleust den nachganch, 55 Wann der pheninch von im schaidet.
23 tayl J 24 ist dem pfening vayl J 26 dw] diss J 27 vahent] hebents J 30 Im belib halt niemant J 31 All J schieden J
33 ploz] par J 34 bis 35 fehlen in J 3S So ye mer leut nach im gat J 38 di] fehlt J 40 ander] yeder J 44 Dy weil J
46 Wirt er dann des guts zw waisen J 48 ist] wird J 49 sy pey im nit wellent J 53 der] dem / 54 verleust J 55 So /
ZEHN GEDICHTE AUF DEN PFENNIG 15
Vnd auch von den laülen laidet, Dw weil der phenninch vor draft.
Da von setz ich dez phenning chraft
Vber weih vnd Vber den chaiser, 60 Er macht ein vravven haiser,
Also daz si missetüt;
Dez ir nymmer wurd zu milt,
Solt der pheninch ain nicht sein.
So betwingt er auch den wein 65 Ins vaz vnd wider draus.
Da von waiz ich chainen so chnaus
Noch so starch, der im genozz.
Doch ist (er) sonderieichen grozz,
Daz er alle tag stercher wirt. 70 Allez daz natürleich pirt
Daz nympt allez tagleich ab;
Nor der pheninch hat dw gab,
Daz er wechst an sein chreften.
Daz verstet in solhem heften, 75 E hat er an seinem sail
VVol gehabt der vverlt ein tail.
Er hat all dw werlt mit twungen,
Als ers nv hat Vber rungen
All dw werlt mit seiner macht. 80 E da phlag man maniger slacht,
Yeder man als im behaget:
Ainer sag, der ander läget,
Etleich sungen newen sanch;
So hat nw ainer den gedanch, 85 Wie er ein guter rilter war;
Da waz ainer ein lichter
Gueter puech vnd maisterschaft;
So chert ainer sinn vnd chrafft,
56 Alß drat er den J 57 vor im nil drafft J 58 ichs Pfen- nings J 59 Vber das weib J 60 mocht A, macht cfft J 65 In das J 66 Do von so weiß J 68 Dannoch ist er sunderlich J
73 seinen / 75 an] fehlt J 77 het auch dy well nit J 79 Alß diß J 81 in behaht J 82 iaget] sagt / 84 nw] fehlt J
85 gut J 86 So J
16 BOLTE
Wie er chloster vnd chirchen meret. 90 Daz ist allez nu vercheret,
Daz sein Diemen tar gephlegen.
War ein man halt auf den wegen,
Daz er phlaeg der alten fueg,
So spräcii ieder man: 'Nv lueg, 95 Er ist ein verdorben man,
Wil er solich ding nach gan.
Er soll lieber trachten vmb gut,
Als dw vverlt gemain nv tut,
Phaffen, lain, edel vnd swach'. 100 Da von war chan stercher sach,
Denn der phenning wesen chan.
Dem mueg auch dw werlt nach gan.
Als man nach dem phenning zogt,
Dez ist nicht, er ist der vogt, 105 Daz er vor allen läuten pranget,
Daz sein ieder man belanget,
Daz in aller nachnist war.
Also sprach der Teichner.
2. Baz der phennlucli zaihen tut.
Vom Teichner ^.
Maniger sait, in wunder ser, Daz man ny nicht zaicheut mer. Als man etzwen hat getan.
So sprich ich : Wers achten chan, 5 So geschiecht noch als vil wunder Sam noch ie. Daz mercht besunderl Von Saude Jertten hört man sagen, Wo der toter ward getragen, Do geschahen zaichen groz. 10 Dem ist wol der phening genoz;
90 nu] fehlt A 94 spricht J 96 Er wil nur solchm J 98 Alß nu dy weit gemaintlich tut / 100 ist chain J 103 Alß hernach J 104 Darumb das er ist J 105 Der vor J 106 Dauon eim yeden nach im belannget J 107 Der im gern der nächst J 108 sprach] redt J
» aus derselben If'ienev ks. 2901 */. 215*, 2 — 216 a, 2.
ZEHN GEDICHTE AUF DEN PFENNIG 17
Der ist tod, wo man in Iraet,
Vnd geschehent zaichen haet:
Chrumpen siecht, di plinten sehen!,
Auch dw stumen vverdent iehent; 15 Der vor lang nicht hat gesprochen.
Wie gar leicht im wirt gerochen [216a, 1] In dw hant von phenning icht,
Mit der vart er hört vnd sieht
Vnd wirt auch der chrumphait an, 20 Also daz er rechet dan
Nach dem phenning all sein gelider.
Als ein man genaiget nider,
Der da sitzt mit swarem müt,
Daz er niemen an sehen tut 25 Vnd auch niemen ein wort erzaiget,
Der ist chrumpt vnd vast genaiget
Vnd hat so betrübten tag,
Daz in nieman betrosten mag,
Vntz allain der phenning pot, 30 Der loest in von aller not.
Wie gar leicht ein man in gal
Vnd spricht: 'Lieber herr, auf stat,
Schawt, daz gelt wil ich ew scheuchen 1'
Mit der vart so tut (der) sich (l. siech) lenchen 35 Hent, den fuezz, den andern gelider,
Vnd hat boren vnd sehen wider
Vnd hat auch dw tumphait floren,
Daz er reden wirt als voreo.
Man vint mer denn ain man, 40 Waz man cburtzweil vinden chan,
Der dw all vor im trib,
Daz er sein an trost blib
Vnd leicht immer phlichet dar,
Vntz er phenning wirt gewar, 45 So derscheint er fraudenreich.
Ist daz nicht genueg zaichenleich.
Das der phenninch lebens laer
Pringt ein man von solher swJir,
Daz chain maister leben chan, Z. F. D. A. XLVIII. N. F. XXXVI. 2
18 BOLTE
50 Der in priogen mocbt dar van; Vnd wann er von phenning höret, Also drot Wirt er gestöret, Waz er vngemuetez Irueg. Vnd sind immer zaichen genueg, 55 Dannoch hat er mer getan, Daz er mer denn ain man Hat derchücht vom grab,i Daz man phenning für in gab, Daz er mit nichtew war genesen, 60 War der pheninch nicht gewesen, Der dem richter ward dar van. Als (seit) ein Sprichwort, daz wir han: Hiet der wolf phenning, Er mocht auch vil wol geding. 65 Also tut der phenning zaichen Vnd ist sunderleich ze straihen Nur vmb ains, ders achten chan, Daz er mag werden ein man. Wer in hat, den setzt man voren, 70 Wer sein valer sey geporn. Wie gar edel denn ein man, Wirt er geltz vnd phenning an. Er Wirt vast herab geschoben. Da von ist der pbenig z loben. 75 Also beschaidenleichen specht An gevaer mit got mit recht, Also War der phenich gut. Aber der, so swern tut Leit durch der phenning willen, 80 Daz in nieman mag geslillen Noch getrosten denn der schätz. Der tut wider gotz satz Vnd ist auch vnerbär. Also sprach der Teychnär. 1 hier folgt in der hs. nochmals v. 55 und 57.
ZEHN GEDICHTE AUF DEN PFENNIG 19
3. Daz der pheniiing ein gut freuiit sey.
Vom Teichner '. Ainer vragt mich der mär,
Wer der pest vreunt war,
Denn der mensch gehaben chan. Do sprach ich : INach meinem wan 5 So waiz ich vnder allen magen
Pessers nicht, torst Ichs gesagen,
Denn den phening. Wer den hat.
Er ist werd an aller stat,
Wie sein vater sey genant. 10 Auer wer nicht in der hant
Phening hat oder ir geleich,
Wo der chumpt auf erdreich,
In hat niem recht für vol.
Würd der chüuig an phenning hol, 15 In liezzen all sein diener frey.
Hiet ein pawr gut da pey,
Sy zugen all zu im her.
Da. von ist der phenning der,
Dem an vreuntschaft niem geleicht, 20 Wenn ainen mit helf entweicht,
Dez geruchl auch niemen mer.
Wer in hat, der hat auch er.
War er ein Jud vnd gieng am stab.
Da von niem wunder hab, 25 Daz man phenning gern hat.
Ez war daz ein missetat,
Der nicht trächtig war auf gelt.
• aus derselben Wiener hs. 2901 b1. 226*, 1 — 227a, 1; citiert bei Knrajan s. 75 anm. 228. verglichen hab ich damit das bei Karajan nicht erwähnte ßerli?ier M^f. 564 {aus dem Ib Jh., hier 0 genannt) bl. 155a : 'Der Pfenning ist der best fründt'.
V. 3 folg't in 0 hinter v. 4 5 ich] fehlt A 6 Bessers trosts
nicht ze sagen 0 7 Denn der pfenning wirden hat A 8 Der 0
9 sein] ein A, ains 0 10 Halt der nicht inn seiner 0 11 oder] vnd A — Pfenning vnd auch iren geleich 0 13 Den halt niemant 0 14 der] fehlt A 16 Vnd hett 0 19 an] kain 0 — niem] nicht 0 20 Vnd wer allain mitt 0 23 Wärr ein A 24 niemant für wunder 0
25 geren pfenning 0 27 auf] nach 0
1*
20 BOLTE
Ez ist recht in alder werlt,
Wer mich ert vnd wirdichleicheo setzet, 30 Er werd sein auch von mir ergetzet,
Daz ich in lieh hin wider han
Vnd im tun daz pest ich chan.
Seint der phenning dann di laut
So gar wirdichleichen setzt vnd fräut, 35 So ist auch wol pilleich daz,
Daz im niemen sey gehaz
Vnd ims wol hinwider peutet,
Als in di werlt auch yetzunt trautet
Für beschaidenhait, für got 40 Vnd für aller tugent pot.
Waz man tugent vinden chan,
Ob dw laegen an einem man,
Es biet all di leng nicht chraft
An der phenuing vreunischafft. [227a] 45 All tugent muezzen weichen,
Wo man spricht : 'Da gent dw reichen'.
Doch izz nicht naturhaft
Von natur der maisterscbaft
Vnd gepürt zu setzen voren, 50 Daz man pawrn setzt vnd toren
Für dw edeln maister gut.
Dw natur dez nicht entüt,
Ez chumpt von phening dar.
Da von solt in nieman zwar 55 Neiden vmb sein wirdichait,
Daz in dw werlt so lieb trait
Denn chain dinch auf erdreich.
Ez war recht vnd pilleich,
Seint er dw laut so wirdig tut,
29 wirdiglich setzt 0 31 in auch lieb 0 32 im] in ^ — icti] in A 33 Seydt 0